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topicnews · October 9, 2024

Das ganz große Kino der NFL in London

Das ganz große Kino der NFL in London

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Auf und davon: Tyler Conklin (New York, links) wird von Josh Metellus verfolgt. © IMAGO/USA TODAY Network

Die National Football League begeistert mit dem Sieg der Minnesota Vikings über die New York Jets im Tottenham Hotspur Stadium, weitere Matches folgen. Von Marcel Reich

London – Ein Heimsieg, 4000 Meilen von zu Hause entfernt: Mit einer Interception in der letzten Spielminute sicherten sich die Minnesota Vikings am Sonntag den Sieg über die New York Jets. Vor 61 139 Zuschauern im Londoner Tottenham Hotspur Stadium, das so gebaut wurde, dass es den Anforderungen eines NFL-Spiels ideal entspricht. Das ganze Stadion im Vikings-lila umdekoriert, selbst das überdimensionale Gjallarhorn, das vor jedem Spiel geblasen wird, hat den Trip über den Atlantik mitgemacht. Ein riesiger Aufwand, der sich aber lohnt. Schon in den Tagen vor dem Spiel haben tausende Fans aus aller Welt die britische Hauptstadt besucht, dort in Hotels übernachtet, in Pubs und Restaurants gegessen und getrunken. Eine sichere Einnahmequelle, bei drei Spielen jedes Jahr.

Fans auf der ganzen Welt

53 Prozent der Tickets der drei London-Spiele wurden in diesem Jahr an Fans aus Großbritannien verkauft. Dennoch bleibt die Anziehungskraft des global expandierenden Sports weltweit extrem hoch, denn daneben wurden Tickets an NFL-Fans der aus 41 verschiedenen Nationen verkauft.

Die Attraktivität der einzelnen Spiele reflektiert sich aber auch an der Verteilung der Verkäufe. Das Spiel der weiterhin ungeschlagenen Vikings gegen die Jets mit NFL-Legende Aaron Rodgers wurde mehrheitlich von Fans außerhalb des Vereinigten Königreichs besucht (53 Prozent ausländische, 47 Prozent UK). Das Spiel kommenden Sonntag zieht die meisten Fans aus den USA an, die dafür extra nach London reisen werden. Und das Spiel der mittlerweile unterdurchschnittlichen New England Patriots gegen das Londoner „Heimteam“ Jacksonville Jaguars, die jedes Jahr mehrfach in der Hauptstadt zu sehen sind, wird zu 69 Prozent von britischen Fans besucht werden.

Und dann ist da das diesjährige Munich-Game, am 10. November in der bayerischen Landeshauptstadt. Mit den New York Giants und Carolina Panthers treffen dann zwei Teams aufeinander, die sich berechtigte Hoffnungen auf den ersten Pick im nächsten NFL-Draft machen und so also das beste Talent aus dem College verpflichten dürfen – weil sie beide schlecht spielen.

Vier Niederlagen, nur ein Sieg für Carolina, New York ist nur einen Sieg besser. Im vergangenen Jahr ergatterte Frankfurt noch eines der absoluten Topspiele der Regular-Season: Die Super-Bowl-Sieger Kansas City Chiefs trafen auf die zu diesem Zeitpunkt grandios aufspielenden Miami Dolphins. Das Spiel war so attraktiv, dass sich unter vielen US-Fans Unmut breitmachte, dass ausgerechnet dieses Spiel nicht in den USA stattfand. Für die NFL war es jedoch beste Werbung in Europa. München hat in diesem Jahr nicht so viel Glück.

Standort in Düsseldorf

Dennoch wird es ganz sicher ein Fest für alle Fans der Sportart, im und um das Stadion werden Trikots von fast allen NFL-Teams zu sehen sein. Die Begeisterung für die Sportart an sich steht im Vordergrund. Und das lohnt sich für die NFL, die im vergangenen Jahr in Düsseldorf einen deutschen Standort eröffnete. Viele heimische Unternehmen haben die Sportart für ihre Werbezwecke entdeckt, wie zum Beispiel Cyberport und die DKB. „Wir haben uns für die NFL entschieden, weil wir hier eine Sportart haben, die nach aktuellen Zahlen die zweitbeliebteste TV-Sportart in Deutschland ist“, sagte Marcel Schwarzkopf, Strategic Marketing Manager der DKB bereits im vergangenen Jahr im Podcast „Sports Maniacs“. NFL-Fans sind für Werbekunden attraktiv, weil sie als überdurchschnittlich kaufkräftig gelten. Viele gehören der werberelevanten Zielgruppe der 18- bis 45-Jährigen an.

Immer beliebter in Deutschland wird auch die European League of Football, die zwar eine europäische Liga ist, zu großen Teilen aber aus Deutschland heraus geführt wird. Dort gab es zum Championship Game Ende September mit 41 000 Zuschauern eine neue Rekordkulisse für die Liga, die stetig größer, athletischer und taktisch ausgeklügelter wird. Nur die klaren Machtverhältnisse stehen der Spannung dort manchmal noch im Wege. Zu deutlich sind die Unterschiede: Sieger Rhein Fire aus Düsseldorf dominiert nach Belieben, dahinter sind mit den Vienna Vikings und den Stuttgart Surge noch Teams, die Paroli bieten können. Viele Mannschaften der Liga haben sich nun zusammengeschlossen, um sich gegenseitig zu unterstützen. Doch auch in dieser Liga steht die Feier des Sports an sich im Vordergrund.

London feiert nun noch zwei weitere NFL-Spiele, dann kann München zeigen, wie groß Football in Deutschland schon ist.